E
in Ritter kämpfte zu Pferde, mit schwerer Metallrüstung mitten im Kampfgetümmel, so daß erstklassige Reitkünste für einen künftigen Ritter unerläßlich waren. Aber auch Kraft, Mut, Härte und Unempfindlichkeit gegen Schmerz, ebenso wie höfische Tugenden, Sitte und Anstand, wohlgesetzte Rede, manchmal auch der Gebrauch eines Musikinstrumentes. Lesen und Schreiben jedoch nicht unbedingt, denn Belesenheit überließ man lieber dem Klerus.
C
hristlicher Glaube spielte eine große Rolle in jener Zeit und so verbrachte der Knappe, nachdem er sich in ersten Kämpfen hinreichend bewährt hatte, eine Nacht betend und wachend in der Kirche, bevor ihn am nächsten Morgen der König zum Ritter schlug. Daß es - wie auf diesem Gemälde von Blair - eine Königin war, blieb wohl eher die Ausnahme. Frauen spielten in der rauhen Kriegergesellschaft des Mittelalters zwar eine große Rolle, aber eher als schwache Wesen - "Damsell in distress", die es vor Drachen und Unholden zu retten und zu beschützen galt.
Der Ritter hat den Unhold erschlagen...
und befreit nun die Gefesselte
D
ie Minne ist im späteren Mittelalter ein wichtiger Bestandteil des Rittertums und ist mit "Liebe" nur unvollkommen übersetzt. Ein Ritter durfte - mit Wissen und Billigung ihres Gemahls - durchaus der "Minneritter" einer verheirateten Frau sein, denn sexuelle Erfüllung dieser schmachtenden Liebe blieb die Ausnahme. Man betete die Verehrte eher an, wie etwa die Madonna und vollbrachte ihr zu Ehren Heldentaten. Man trug auch "ihre Farben", was oftmals nur bedeutete, daß ein von ihr geschenktes Tuch den Ritter im Kampf als Talisman begleitete.
U
nd so konnte ein kühner Ritter denn auch selbst zum Opfer werden, wie in der Geschichte der "schönen Dame ohne Gnade": Hier begegnet ein Ritter einer Fee, die ihn mit ihrer Schönheit so in den Bann schlägt, daß er nicht aufhören kann, nach ihr zu suchen, umherirrt, ohne zu essen und zu schlafen und schließlich den Verstand verliert - eine erotische Variante der Suche nach dem heiligen Gral.